Mittwoch, 18. Februar 2009

Empörung in der WamS

In Bezug zu:

http://www.welt.de/wams_print/article3166865/Herr-Ober-Meinen-Sie-etwa-mich.html

Lieber Herr Schmid,

Ich kann Ihnen gar nicht widersprechen.

In Zeiten, in denen die Gastronomie übervölkert ist von Studenten, Aushilfen und sonstigen ungelernten „Fachkräften“, bzw. solche die sich allzu gerne dafür ausgeben, ist eine qualitative Stagnation sicht-, spür- und erlebbar. Jedoch ist Festzustellen dass jene ihren Job als „Gastronomiker“ gewissenhafter und besser ausführen und auch wollen (müssen). Der Grund dafür ist wahrscheinlich „das Beste“ was sie vom Gast wollen. Sie sind auf die Kohle angewiesen und tun ihr Bestes dafür, meistens. Anders als unsere Azubis und Ausgelernten, verstehen sie es, Add-On’s zu verkaufen, des Trinkgeldes wegen.

Doch was ist los mit den Fachkräften und Auszubildenden in der Gastronomie? Die frage ist im einfachen, soziologischen Aspekt, leicht beantwortet! Unser Nachwuchs trennt sich in nicht sehr viele Sparten. (selbstverständlich möchte ich nicht alle über einen Kamm scheren)

Den „Notgedrungen-Es gab nichts Anderes-Typen“

Jener der in seinem Wunschberuf (sofern man davon ausgehen kann) aus vielerlei Gründen nicht Glücklich wurde oder würde. Nicht zu vergessen das es nicht für jeden einen Ausbildungsplatz zum Mechatroniker und zur Friseurin gibt.

Fazit: Gähn, mein Chef bezahlt mich...

Die aus „schwierigen“ Verhältnissen

Jene die von den Eltern in die große weite Welt geschickt werden, damit sie ihnen nicht auf der Tasche liegen, sich noch während der Ausbildung ein Kind „andrehen“ lassen ohne das nur eine Spur von Erwachsensein vorhanden ist. Jene die frühzeitig das Nest „selbstständig“ (wer es glaubt das sie es sind) verließen und Geld brauchen und noch ein funken Hoffnung auf die Zukunft haben.

Fazit: An WEM bleibt denn in solchen Fällen die Arbeit hängen? Natürlich! An den Ausbildern, Chefs, Vorgesetzten, Sozialarbeitern und Streetworkern welche die „kleinen“, zudem zum Teil noch Pubertierenden, zu Menschen, Persönlichkeiten erziehen sollen. Das ist der härteste Teil unserer Arbeit wofür wie endlich mal Respekt verdient haben! Doch wie, wenn keiner weiß das auch solche Aufgaben, notgedrungen, zu unserer Arbeit gehören.

Die Pseudo-Autodidakten

Diese, die auf dem 2. oder vielmaligem Bildungsweg „etwas für SICH gefunden“ haben. Die sich einfach versuchen, sich in der Gastronomie auszutoben – jedoch nichts auf die Reihe bekommen. Diverse Gastro-Shows im Fernsehen, à la „Die Kochprofis“ „Rach“ „Restaurant sucht Chef“ „Gordon Ramsay“...(welche dann auch den Profit machen), zeigen solche in ausreichendem Maß. Hobbys sind ja nett, mehr meist auch nicht, und bitte nicht an unserem Tisch

Die WAREN Autodidakten

Die, die wie „die Jungfrau zum Kind“ in den großen Kochtopf der Gastronomie gefallen sind wie einst Obelix in den Zauberkessel. Sie haben ihre Profession darin gefunden stets ihr Bestes zu geben – was ihnen nie genug sein kann.

Fazit: ohne Worte

Und die Azubis jener

Die Nadel im Heuhaufen, der Weizen vom Spreu. Der Stolz jener „Pflegeeltern“. Jene die es selbst, meistens, zu etwas derartigen bringen.


Es sei die Bildungspolitik, in großen Lettern, erwähnt. Wie bitte, soll ein solch „kleiner“ Mensch die Aufgaben der „Großen“ verstehen, wenn nicht einmal im Ansatz schulisches Fachwissen vermittelt wird? Wenn ich an meine schulische Ausbildung zurückdenke und sie mit der heutigen vergleiche, läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. Ich lernte noch gastronomische „Höflichkeitsfloskeln“ (und nicht etwa „hat’s geschmeckt?“), den Umgang mit Menschen, Verkaufsgespräche (aktiv und passiv), Produktwissen durch und durch...

Ich lernte noch das mein Beruf gleichzeitig Dienen, evtl. Freizeitverzicht und –verlust, Arbeit zu anderer Leuten Vergnügen bedeutet. Aufgesogen, verstanden und in die Tat umgesetzt. Selbst wenn dieser Werdegang immer dauern wird, darf ich von mir behaupten können, Gastro-Spezi zu sein.

Wo ist der Ehrgeiz geblieben? Nicht einmal die Tellerränder sind ordentlich und sauber! Kein Wunder, muss man bloß mal über den Tellerrand einer solchen gastronomischen „Hilfskraft“ gucken.

Tugenden wie Freundlich-, Zuvorkommen-, Pünktlich-, EHRLICHKEIT und Zurückhaltung wurden nach und nach – dafür aber konsequent – gegen Macho-Rappergehabe, die schärfste Braut und das dickste Auto (natürlich von Papa finanziert) ausgetauscht.

Unsere Berufe der Gastronom- und Hotellerie verwässern kontinuierlich. Auch durch neu kreierte Berufe mit denen versucht wird, möglichst viel zu retten. Doch was weiß eine „Fachkraft (man lass es sich auf der Zunge zergehen) im Gastgewerbe“ oder „Fach*gg*frau/-mann für Systemgastronomie“? Die drücken, lustig und guter Dinge, die kleinen Bildchen an der Kasse. Piktogramme für gefüllte Brötchen und Kartoffelstäbchen bestimmen ihr leben.

Im Ausland sind wir, noch, sehr gefragt. Wir die FACHkräfte. Dubai zahlt 50% oder mehr. Die Schweiz liebt den deutschen Service und Russland zahlt alles für Verbesserung (obwohl Russland mal DAS Service-Portal weltweit war – welch Ironie).

Doch ich bitte Euch, inständig flehend, meine lieben Kollegen! Bleibt hier und seht zu, dass wir nicht untergehen.

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