Nach einigen Tagen Schreibfaulheit hier endlich ein kleiner Post über eines meiner lieblings Anbaugebiete.
Viel Gestein, ein bisschen Löss und Lehm sowie reichlich Burgundersorten. Am Kaiserstuhl entstehen Weine mit außergewöhnlichem Charakter.
Das der Kaiserstuhl etwas Besonderes ist, sieht man schon von Weitem. Das Bergmassiv erhebt sich aus der Badischen "flachheit". Wer sich mit der Entstehungsgeschichte auseinandersetzt (rund 16km lang und bis zu 12km breit) ist vom Gebirgszug schon vor der Ankunft begeistert. Dem Erdzeitalter des Tertiärs entsprungener Vulkan (erloschen) mit weitgehenden Flugsedimenten. Jahresdurchschnittstemperaturen liegen mitunter am höchsten in Deutschland. Die hohe Orchideenvielfalt ist mit mehr als 30 Arten überwältigend.
Die hohen Temperaturen (der Ihringer Winklerber hat die meisten Sonnenscheinstunden in ganz Deutschland) können aber auch zu Problemen führen - wenn der "BÖSE" Regen dazu kommt. So wie 2006.
Die Katasrophe war hervorgestimmt als die "Blitzfäule" ausbrach - Ernteeinbußen von bis zu 60-80%. Erst die tropische und windstille, drückende Hitze, dann der apprubte Herbstguss = Fäule = Winzer an der Grenze ihres Schaffens. Innerhalb weniger Stunden sind die Beeren aufgeplatzt, verbrannt und verfault.
Doch die Erlösung kam schon bald mit dem 2007er Jahrgang. Durch die unvermeidliche Ausdünnung der Trauben in 2006 konnten die Stöcke wieder Kraft sammeln da die Wurzeln eh' sehr tief reichen (10m sind durchaus keine seltenheit), konnten sie zusätzlich genügend Nährstoffe aufnehmen.
Bei allen Kaiserstühler Spitzenrebsorten der Burgunderfamilie (z.B.: Weiß-, Grau-, Früh-, Spätburgunder, Chardonnay...) hat sich zudem gezeigt, dass eine Traubenteilung durchaus für brillante Ergebnisse sorgt. Die Qualität und Traubengesundheit können dadurch enorm gesteigert werden. (Weingut Salwey dünnt teilweise bis zu 70% aus)
Höfflin: arbeitet seid '74 biologisch und betreibt zudem seidher auch die Kaltmazeration
Heger: setzt auf hölzerne Gärbottiche für seine Roten
Salwey: Spontanvergärung auf höchstem Niveau
Koch: keine unbedingte filtration seiner Rotweine
...
VIELE die bereits in den späten 70ern angefangen haben Weiß- und Rotweine in Bariques auszubauen (was bis zum Jhg. 1999 - laut deutschem Weingesetz, für Qualitätswein, nicht erlaubt war - der Grund warum sie Ihre , meißt ihre TOP-Produkte nur TAFELWEIN nennen durften).
Auch die Winzergenossenschaften brauchen sich nicht mehr zu verstecken, auch wenn sie nur teilweise ganz vorne mitspielen. Modernste Keller- und Bergarbeitsaweisen und-methoden ohne viel Schnick-Schneck *gg*. Damit bedienen sie nicht nur die Masse sondern additiv mit Klasse wie zB. die Königsschaffhauser WG mit ihren vielen und großen auszeichnungen.
Berg- und Kellermethoden auf der einen Seite, Badenbeschaffenheiten auf der anderen, sorgen für die gewünschten Geschmacksdifferenzen.
Vulkan und Vulkanverwitterungsgestein und Basalt [Magmabestandteil (Kopfsteinpflaster)] reicht nich zur Erklährung der Kaiserstühler Besonderheiten und Finessen aus. Löss und Lehm sind ja auch noch vorhanden, so spricht man in Fachkreisen meisst von %en davon, davon und davon...
Löss und Lehm haben nähmlich deutliche Auswirkung auf das Wachstum der Planzen und dementsprechend auch auf den Charakter.
Löss ist eigendlich nichts anderes als vom Wind herangetragene Sedimente mit Korngrößen zwischen Sand und Ton welche sich in unterschiedlicher Dicke an der Leerseite des Vulkans ablagerten.
Seid dem Deutschen Weingesetzt von '71 sind die ursprünglich klar zu identifizierten Lagen, leider SO vergößert worden, dass man kaum noch weiß, was sich hinter deren Namen verbirgt.
Der Ihringer Winklerberg in seinem Kern, rein Vulkanisch geprägt wurde zB. um etliche Ha mit Lössboden erweitert. Die Oberbergener Bassgeige ist ebenfalls mitnichten einheitlich.
Der Achkarrer Castellberg hat letztendlich fast nichts mehr mit Vulkan zu tun - Löss ist zum größen Teil zu Lehm verwittert - speichert das Wasser gut - ist fruchtbar - die Weine weich und duftig. Alles andere als der "spröde" mineralische, würzige und säurebetonte Vulkaner à la Winklerberg.
Die Schneider's gehen so weit, ihre Weine mit "A" (Lehmboden), "C" (Lössboden) oder "R" (Vulkanverwitterungsgestein) zu kennzeichnen um auf die verschiedenen Charaktäre aufmerksam zu machen.
Beachtenspflicht gilt für mich auch die Kombination von Böden und Speisen.
Winklerberger halten säuerliche, würzige Saucen aus: die Vulkanier Pinots passen zu Lamm mit Kräuter-Rotweinjus, zu Reh mit Preisselbeeren. Dagegen die Lehm und Lösser zum gleichen bloß eben etwas leichter und Mitarbeit von etwas Minze ergeben sich wundervolle, geile Kombinationen, da die etherische Note sich prächtig entfaltet.
Leider legt sich die Winzerstilistik oft noch über den Lagencharakter q:-( autschn'
Der Ihringer Winklerberg ist aber keinewegs exclusiv von Burgundersorten gepachtet und geprägt. Stiegler baut zB. gleich zwei verschidene Rieslingklone an die er separat ausbaut, welches ein spannendes Geschmacksexpiriment ist. Die Rieslinge werden kaum weniger mineralischer als die Moselaner. Spannend sind auch die Mukateller-Vulkanier. Potential ohne ende - er ist zwar ein Exot der Aroma-Rebsorten doch durch eine gesteigerte, fast vibrierende, Mineralität wird er sooooo finessenreich das man glaubt man habe keinen mehr im Glas, weil man so schnell trinken musste.
Bei den Roten sind viele der "Bauern" auch sehr unternehmenslustig drauf.
Merlot, Cabernet Mitos und Spätburgunder Cuvées zB. ergeben einen fruchtigen und keinesfalls langweiligen und anspruchslosen Tropfen ab. Fritz Keller war schon immer Neuem gegenüber aufgeschlossen (ganz anders als sein Vater, der Haudegen Franz). Für Merlot UND Cabernet Sauvignon gibt es zwar nicht sehr viele geeignete Örtchen, doch die wo... boah!
Sauvignon Blanc wir leider ebenfalls ein Nieschenprodukt im Kaiserstuhl bleiben. Obwohl wenn die Reben älter werden er so viel Kraft mitsich bringt, das man getroßt mit Holzfasseinsatz und BSA arbeiten kann, und ein Produkt erntet welchem es nicht an mineralität fehlt und locker mit einem Pendant von der Loire aufnehmen kann. Und dann auch noch Lemberger? Das jene Rebsorte eher nach Württemberg gehört weiß man ja (auch über die Soziologische "Liebe" der Badener und Württemberger *gg*), doch wenn er auf einem Lehm-Löss-Standort wächst, vergisst man die Produkte des anderen Anbaugebietes.
Prickelndes vom Kaiserstuhl ist mitlerweile auch keine Rarität mehr. Cuvées aus Scheurebe, Silvaner und Müller-Thurgau verbreiten den Kaiserstühler duft sehr gut im Glas. K'Stühler "Prickler" finden immer mehr auf die Aperitifkarte. Wenn ich an den 100%igen Pinot Noir Rosé Sekt - Brut Natur, von meinem lieben Salwey denke, kriege ich jetzt durst, deswegen schließe ich ab.
Bis bald euer
Schtiewente *gg*
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